Schlaf

Aufgabe

Lesen Sie den Artikel aus der NZZ, Rubrik „Forschung und Technik“ vom Oktober 2010 aufmerksam durch und schreiben Sie eine Zusammenfassung des Artikels. Folgende Aspekte müssen im Text enthalten sein:

  • Entwicklung des Schlafes vom Säugling zum Senior.
  • Beschreibung: Was ist ein EEG, was bedeutet es für den Schlaf, wie entsteht es?
  • Neueste These, was aus neurologischer Sicht während des Schlafens passiert.
  • Einfluss von Sport auf den Schlaf und Erklärung dafür.

Geben sie am Ende der Sportlektion die Zusammenfassung der Sportlehrperson ab. Vergessen sie nicht das Papier mit Name und Klasse zu versehen.

Artikel

Schlaf, Kindlein, schlaf!

Kaum ist der Nachwuchs auf der Welt, rückt das Thema Schlaf in den Mittelpunkt des elterlichen Denkens. Glücklich schätzen können sich alle, deren Baby sich als friedlicher Dauerschläfer entpuppt. Bei anderen Neugeborenen klappt die Anpassung an das Leben ausserhalb des Mutterbauchs nicht so reibungslos, und die Familie wird zu jeder Tages- und Nachtzeit auf Trab gehalten. Während der Kinderschlaf für Eltern schnell zum Reizthema werden kann, ist er für Schlafmediziner eher ein reizvolles Forschungsthema, wie eine Konferenz in Bremen kürzlich gezeigt hat. Denn von der Geburt bis zum Erwachsensein schlummert sich der Mensch durch ein vielfältiges Spektrum verschiedener Schlafmuster, was unter anderem den Reifezustand des Gehirns widerspiegelt.

Chaotisches Schlafmuster

Junge Säuglinge etwa gleichen lange Wachzeiten nicht durch besonders tiefen Schlaf aus, wie es ältere tun würden. Die ganz Kleinen also wachzuhalten, um anschliessend eine lange Ruhepause zu erhalten, funktioniert nicht. Das zunächst noch chaotische Schlafmuster des Neugeborenen bekommt erst ab etwa dem vierten Lebensmonat eine erkennbare Struktur, die zunächst vom sogenannten REM-Schlaf dominiert wird. Neugeborene verbringen etwa 70 Prozent in diesem durch rasche Augenbewegungen gekennzeichneten Traumschlaf, Erwachsene nur noch rund ein Viertel ihres Schlafs. Während der REM-Schlaf also abnimmt, steigen die Anteile, die das Kind im Tiefschlaf verbringt, von den ersten Lebensmonaten bis zu einem Maximum kurz vor der Pubertät an.

Kleine Kinder schlafen oft so tief, dass man neben ihnen Trompete spielen könnte, ohne ein Aufwachen zu riskieren. Für den Tiefschlaf typisch sind die mit der Elektroenzephalografie (EEG) gemessenen langsamen Hirnstromwellen. Sie entstehen, weil sich in dieser Schlafphase Gruppen von Nervenzellen im Gehirn verbünden und in gleichmässig wiederkehrenden Zeitabständen elektrische Impulse aussenden. Diese Gleichschaltung der elektrischen Aktivität in gewissen Hirnbereichen funktioniert offenbar umso besser, je stärker die einzelnen Nervenzellen miteinander über Kontaktstellen, die Synapsen, verbunden sind. Das Maximum wird dabei zwischen dem 5. und 10. Lebensjahr erreicht, wenn die Verbindungsdichte zwischen den Nervenzellen stark ansteigt.

Nach der Pubertät wird diese starke Vernetzung wieder etwas herunterreguliert, was im EEG sichtbar gemacht werden kann. Damit kann auf die Hirnreife geschlossen werden. Denn vor der Pubertät verlaufen die Kurven der langsamen Hirnstromwellen deutlich steiler als hinterher, wie das Team von Reto Huber vom Zentrum für Schlafmedizin am Kinderspital Zürich kürzlich herausgefunden hat.

Aber auch ohne Schlaflabor wissen Eltern, was sich bei ihren Kindern nach und nach ändert: Die Schlaf-Wach-Phasen werden dem Tag- und Nachtwechsel angepasst, das Kind schläft mehr am Stück und spätestens nach der Kindergartenzeit tagsüber meist gar nicht mehr. Bis ins Schulalter hinein hat ein Kind mehr Zeit im Schlaf- als im Wachzustand verbracht. Doch die Schlafdauer sinkt, von 14 bis 18 Stunden bei Neugeborenen bis auf durchschnittlich 8 Stunden beim jungen Erwachsenen. Warum die Jüngeren mehr Schlaf brauchten als die Grossen, darüber könne nur gemutmasst werden, sagt Oskar Jenni vom Zentrum für Schlafmedizin am Kinderspital Zürich. Denn noch wisse man nicht einmal, warum wir überhaupt schliefen. In gewisser Weise ist das auch nicht erstaunlich, kann sich doch die Forschung dem komplexen Vorgang Schlaf experimentell nur schwer und meist nur beobachtend nähern.

Eines aber steht fest: Der Mensch muss schlafen. Versuche, Wachrekorde zu brechen, endeten meist mit Zusammenbrüchen und Psychosen, wie etwa beim Amerikaner Peter Tripp, der vor rund 50 Jahren mehr als 200 Stunden am Stück wach blieb. Es gibt einleuchtende Erklärungsversuche zur Schlaffunktion: Schlafen zur körperlichen Erholung; Schlafen für mehr Sicherheit, weil unsere sensorischen Fähigkeiten nachts nur eingeschränkt funktionieren, und – derzeit im Fokus des Forscherinteresses – Schlafen als wichtiger Faktor bei der Gedächtnisbildung und beim Lernen. Da Kinder besonders viel lernten und die Gehirnentwicklung in vollem Gange sei, müssten sie auch viel schlafen, so eine populäre Erklärung, die jedoch wissenschaftlich kaum untersucht sei, erklärt Jenni.

Preis für Interaktion

Nach Ansicht der Schlafforscher Giulio Tononi und Chiara Cirelli von der University of Wisconsin ist Schlaf der Preis, den der Mensch zu zahlen hat für die Interaktion mit der Umwelt und die damit verbundene Informationsaufnahme während der Wachphase. Am Tag wird der Input fortwährend in Netzstrukturen der Nervenzellen eingearbeitet: Synapsen werden grösser, schwerer und zum Teil auch neu geknüpft. Würden diese Prozesse ununterbrochen weitergehen, wären Energie- und Platzreserven und damit das Gehirn selbst schnell erschöpft. Hier kommt der Schlaf ins Spiel. Er hilft, die Verknüpfungsfreude der Nervenzellen in einem gesunden Gleichgewicht zu halten, so die Theorie der synaptischen Homöostase.

Im Tiefschlaf führe die Gleichschaltung gewisser Hirnareale dazu, dass Synapsen wieder kleiner würden, erklärt der Kinderarzt Jenni. Nur dort, wo Ereignisse, Handlungsabläufe und Fertigkeiten tiefe Gedächtnisspuren hinterlassen haben, bleibt Erlerntes bestehen. Die «Festplatte» des Gehirns werde während des Tiefschlafs also von Unwichtigem gesäubert und sei bereit, am nächsten Tag wieder neu beschrieben zu werden, so Jenni. Da es bei Kindern bis zur Pubertät zu einer Synapsen-Überproduktion mit der bekannten hohen Lernfähigkeit kommt, verwundert eine lange Schlafdauer zur Überarbeitung des Erlebten nicht.

Doch daraus eine bestimmte Schlafdauer abzuleiten, ist problematisch. Denn der Schlafbedarf ist sehr individuell. In einer vor drei Jahren veröffentlichten Studie an 305 Schweizer Kindern, die Jenni und seine Mitarbeiter von der Geburt bis zum 10. Lebensjahr betreut hatten, zeigte sich diese Variabilität deutlich: Junge Säuglinge etwa schliefen überwiegend 14 bis 18 Stunden am Tag; manchen reichten aber 12, und andere brauchten bis zu 20 Stunden täglich. Wie sich zeigte, blieben Kurzschläfer und Langschläfer meist auch als Schulkinder ihrer Linie treu. Und was das körperliche Wachstum anging, waren die Kurzschläfer gegenüber den Langschläfern nicht benachteiligt.

Weil die Variabilität so gross sei, gebe es kein «normales» Schlafverhalten, betont Jenni. Auch kulturelle Einflüsse spielten eine Rolle bei dem, was als normaler Kinderschlaf angesehen werde. So galt es im 19. Jahrhundert als normal, wenn ein siebenjähriges Kind maximal 9 Stunden schlief. War die Schlafdauer länger (was bei heutigen Schulanfängern häufig der Fall ist), wurde von Schlafsucht gesprochen.

Eltern würden heute durch die Fülle der Ratgeberliteratur oft verunsichert, und ein Beharren auf einer festen Schlafdauer könne die Entstehung von Schlafstörungen sogar fördern, sagt Jenni. So seien die elterliche Überschätzung des Schlafbedarfs und falsche Einschlafgewohnheiten häufige Ursachen für Schlafstörungen im Kindesalter. Wichtig sei hier, den Schlafbedarf des Kindes zu erkennen und auf das individuelle Schlafverhalten einzugehen.

Kurzzeitige Schlafdefizite können Kinder und Jugendliche offenbar gut wegstecken, darüber berichtete Christoph Nissen an der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in Bremen. Das Team des Psychiaters vom Universitätsklinikum in Freiburg hatte gut 70 Jugendliche über vier Nächte unterschiedlich lang schlafen lassen. Ob 5 oder 9 Stunden Schlaf, in den nachfolgenden Tests hatte das keinen Einfluss auf die Gedächtnisleistung der Teilnehmer. Bei kurz andauerndem Schlafmangel verfügt das jugendliche Gehirn offenbar über Ausgleichsmechanismen; wie sich im Schlaflabor zeigte, blieb die Tiefschlafdauer aller Teilnehmer konstant, egal, wie lange sie schliefen. Auch nach dieser Studie bleibe aber offen, welche Auswirkungen es habe, wenn Jugendliche dauerhaft zu wenig schliefen, betonte Nissen.

Sport verbessert Schlaf

Um den längerfristigen Schlafmangel von Heranwachsenden kümmert sich Serge Brand von der Universität Basel. Jugendliche schliefen oft nur 6 bis 7 Stunden, obwohl sie 8 bis 9 Stunden brauchen könnten, sagt der Psychologe. Denn die Hirnreifung sei erst mit 24 Jahren abgeschlossen. Wie Brand herausgefunden hat, lässt sich mit Sport Schlafstörungen vorbeugen. Junge Menschen, die mehrere Stunden pro Woche sportlich aktiv sind, schlafen vergleichsweise schnell ein, wachen nachts selten auf und haben ein ausgewogenes Verhältnis von REM- und Tiefschlafphasen.

All das sind Anzeichen für einen guten Schlaf. «Gut geschlafen habe ich dann, wenn ich morgens erholt aufwache und Lust habe, den Tag zu beginnen», sagt Brand. Die Vorstellung, dass körperliche Betätigung einen gesunden Schlaf fördert, ist nicht neu. Die wissenschaftliche Datenlage sei bis heute aber dünn. Und auch, warum Sportler besser schlafen, sei unklar. Natürlich muss sich der Körper von der Anstrengung erholen. Doch führten die Basler Forscher eine ähnliche Untersuchung bei Erwachsenen durch, schien bereits das gute Gefühl, etwas körperlich geleistet zu haben, auszureichen, um besser zu schlafen.

Gute Gefühle und eine angenehme Atmosphäre sind entscheidend für einen erholsamen Schlaf. Ob kleine oder grosse Kinder: Die emotionale Bindung innerhalb der Familie beeinflusst den Schlaf des anderen. Schlafen die Kinder schlecht, tun es die Mütter meist auch; die Väter scheinen hingegen weniger beeinträchtigt zu sein. Leiden die Mütter unter Schlafstörungen, wirkt sich das – über ihren strapazierten Erziehungsstil – auch auf den Schlaf der Kinder aus, wie die Basler Schlafforscher herausgefunden haben. Schlaf ist demnach eine Familienangelegenheit. In verfahrenen Situationen könne es daher angebracht sein, die gestresste Mutter für ein paar Tage ins Hotelbett zu schicken und als Vater die anstrengenden Nächte zu übernehmen, empfahl der Augsburger Kinderarzt Bernhard Hoch in Bremen.

Quellen

www.nzz.ch

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